Mittwoch, 17. Juni 2009

Neues vom Deich

Liebe Leute,

dies ist mal wieder eine Extra-Meldung. Warum? Weil Martin und ich gestern zusammen Rad gefahren sind.

Aber der Reihe nach: Ich hatte ja schon angemerkt, dass ich mich derzeit etwas müde fühle und nicht so richtig motiviert bin. Keine Ahnung woher das kommt. Es ist aber so. Und nachdem ich am Montag nur geschwommen bin hing ich auch gestern schon wieder spürbar in den Seilen. Jede Menge Orga-Dinge auf dem Schreibtisch, dazu eine Prise Müdigkeit, und schon sieht es ganz schlecht aus mit dem Training. "Herrjee, das muss doch nun noch zu schaffen sein, für die paar Wochen", sagte ich mir ständig. Aber es war nix zu machen, ich bekam den Allerwertesten nicht angehoben.

Insgeheim hoffte ich, dass Martin vielleicht anruft und mich fragt, ob ich nicht Lust habe, mit ihm zu radeln. Wobei Hoffen und Bangen so gleich wieder in einen Kampf eintraten. Denn wie ich ja nur zu gut weiß, Martin ist gut drauf und will immer Gas geben, während ich doch eher der Gemütliche im Training bin.

Nun ja, gegen Mittag leuchtete plötzlich mein E-Mail-Zeichen auf: Martin. Ob ich nicht Lust hätte auf eine (Achtung!:) Ballerrunde auf dem Deich. Oje, ich wusste echt nicht, ob ich mich freuen sollte oder Angst haben. Die Freude hat jedoch erst einmal gesiegt, denn ich wollte schon unbedingt ein wenig Bewegung. Seine Anmerkung zum "neues Fahrgefühl ausprobieren", versetzte mich jedoch gleich wieder in Angstschweiß, denn übersetzt hieß dies so viel wie "ich komme mit Aero-Vorderrad und Scheibe"!

Ich – immerhin – habe mir mein bestes Dress angezogen. Wenigstens gut aussehen wollte ich. Und um 18 Uhr haben wir uns dann am Golfplatz getroffen. Der Wind schien günstig zu stehen, und auf meine Frage, ob er denn die Challenge fahren wolle, nickte er motiviert. Wieder dachte ich "Oje", aber was sollte es, manchen Dingen muss man sich einfach stellen. Damit wir jedoch nicht nur auf den anderen schielen, sondern uns während der Challenge ganz auf uns konzentrieren konnten, setzten wir die Startzeiten fünf Minuten auseinander.

Martin mit Wettkampflaufrädern auf einem der kleinen Deiche

Martin fing an und heizte mit Volldampf und Kanonenrohr durch die imaginäre Zeitschranke, während ich ein wenig unentschlossen (niemand konnte mich ja zwingen Vollgas zu geben) und nervös hin und her fuhr. Eine kleine Gruppe von drei Radlern und zwei Einzelfahrer füllten noch die Lücke zwischen Martin und mir, und dann war ich auch dran. "Was soll’s", dachte ich, probieren geht über studieren. Also Anlauf nehmen und mit Karacho am Startschild vorbei.

Ich bin los, als ginge es um ein Ein-Kilometer-Zeitfahren, und so fühlten sich meine Oberschenkel auch nach Tausend Metern an. Ich musste also ein wenig kürzer Treten, war aber immer noch recht fix. Schon bald hatte ich den ersten Einzelfahrer eingeholt. Irgendwie war es mir fast peinlich. Denn wenn so ein Typ mit tief gesenktem Haupt und Schnappatmung an mir vorbei fährt, dann frage ich mich ja auch immer, ob mit dem alles in Ordnung ist. Aber egal, sollte er denken, was er wollte, ich hatte einen Auftrag zu erfüllen, und der hieß "so schnell ich kann den Deich hinunter."

Dann tauchte der zweite Einzelfahrer vor mir auf. Uii, der sah aus, als wäre er sehr fit. Und kaum war ich an ihm vorbei, hing er auch schon an meinem Hinterrad. Dafür musste er von rund 40 Sachen auf stellenweise 47 beschleunigen. Zusammen sind wir dann an der Dreiergruppe vorbei, wobei ich ihn erst nach diesem Überholvorgang überhaupt bemerkte. Sollte er doch ruhig mitfahren, Hauptsache ich blieb vorne – Zeitfahren ist Zeitfahren, Lutschen nicht erlaubt. Nach drei/vier Minuten löste sich dann jedoch sein Schatten von meinem, und zwar nach hinten weg. Auch gut.

Wie gesagt, der Wind stand günstig gestern. Wobei er nicht so stark war, wie bei meiner 37:45-Challenge – meine ich. Als es zum Zollenspieker ging, war ich schon den einen oder anderen Kilometer mit 46 oder 47 unterwegs. Heidewitzka!
Im Gegensatz zu Martin, der mir später erzählte, dass es ihn unheimlich motiviert hätte, dass ich da irgendwo hinter ihm gefahren sei (wobei der Abstand mit fünf Minuten ja doch wirklich groß gewählt war), war ich die ganze Zeit bei mir. Um genauer zu sein, bei meiner alten Leistung von 37:45 Minuten. Denn als ich beim Zollenspieker war, und schon mehr als die Hälfte der Strecke sehr gut unterwegs war, da wusste ich, dass mich der am Ende der Strecke seitlich und auch seitlich voraus auftreffende Wind, schon dauerhaft auf unter 36 km/h drücken musste, wenn er mir einen Strich durch die gute Fahrt machen wollte.

Mathias auf dem Rückweg von der Pa’a-Challenge

Wie auch immer, die letzten Kilometer waren erwartet schwer. Plötzlich tauchte immer öfter die 3 vorne auf dem Tacho auf, und ich versuchte mit aller Kraft das Ding wieder zur 4 werden zu lassen. Und dann endlich kam die allerletzte Gerade, dann das Bushaltestellenschild, und durch war ich. Das musste, so dachte ich ziemlich erschöpft, eigentlich geklappt haben.

Das Ende vom Lied: Als ich noch japsend und nach Luft ringend vor Martin stand, sagte er mir seine erreichte Zeit: 37:40 Minuten! Damit hatte er die Pa’a-Challenge in der Hand, denn meine bisherige Bestzeit war ja fünf Sekunden langsamer gewesen. Ganz nebenbei hatte er seine alte Bestzeit mal eben um rund 2 Minuten unterboten! Ziemlich cool, oder?!!
Allerdings hatte mich mein Gefühl nicht getäuscht, und der Blick auf die Zusammenfassung in meinem GPS bestätigte, dass ich noch einen drauf gelegt hatte. Wäre ich mit 37:30 durchs Ziel gefahren, – Leute – ich wäre hoch zufrieden gewesen. Tatsächlich stand da: 36:06 Minuten, was einem Schnitt von 44,62 Km/h entspricht. Und das fand ich dann doch sehr abgefahren – im wahrsten Sinne des Wortes.

Aktuelle Pa’a-Challenge im Display des GPS – bitte nicht vergessen: Rückenwind!

Unterm Strich denke ich, dass wir beide derzeit mit dem Rad recht ordentlich unterwegs sind. Wobei die Challenge kein wirkliches Zeichen für unsere Leistungsfähigkeit über 180 Kilometer ist. Weder in Bezug auf die Streckenlänge (Die Pa’a-Challenge hat 26,85 Kilometer) noch auf die Windbedingungen (die bei einer guten Pa’a-Challenge immer sehr gut sein müssen, also Rückenwind). Letztlich ist es nur eine Randbetätigung, ein Spaß, ein Trainingsinstrument. Von welchem ich mir indes, sehr viel verspreche. Denn zum Beispiel haben die letzten Challenge-Fahrten Martins Gefühl für persönliche Höchstleistung deutlich verändert. Er ist nun einfach mutiger, traut sich mehr, an seine Grenze heran zu gehen, als noch vor einigen Monaten. Und die gleiche Entwicklung hat er auch in den anderen beiden Disziplinen hingelegt.

Schade nur, dass ich dieses Instrument selber nicht so genutzt habe, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Denn eigentlich wollte ich schon seit zwei Monaten zweimal pro Woche das Ding fahren. Sei’s drum, es läuft nun mal nicht immer alles so wie man es sich wünscht. Ich werde also mit dem an die Startlinie gehen, was ich habe, nicht mit dem was ich mir einst erträumte. Aber – das muss reichen, wofür auch immer. Am liebsten, um ein Rennen zu bestreiten, welches sich einfach gut an fühlt. Wobei ich ein solches eigentlich erst einmal 1998 in Roth hatte. Damals war alles wie aus einem Guss. Und auch damals hatte ich keine optimale Vorbereitung. Es besteht also Hoffnung.

In diesem Sinne. Mit den herzlichsten Grüßen, Euer mathias

3 Kommentare:

Dirk Kröger hat gesagt…

... Tiere sind das - keine Menschen ... Tiere ... Alter Schwede ... Hut ab Jungs ! Liebe Grüße aus der großen Sandkiste von Dubai

Anonym hat gesagt…

Mensch, Mensch, da sieht man mal wieder wofür ein Trainigspartner so gut sein kann.

Gruß aus Innsbruck

Fabian

Tim hat gesagt…

Alter verwalter, da bleibt einem ja echt die Spucke weg.
Euch möchte ich nicht treffen bei ner Radausfahrt, da muss man sich ja wie der letze Depp fühlen^^

Grüße
Tim