die Spannung steigt weiter, und mir ihr scheint sich ein wenig mein Hirn aufzulösen. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was ich in der vergangenen Woche trainiert habe – zumindest nicht an jede Einheit. Da hilft nur eins, warten bis Anna nach Hause kommt und hoffen, dass ihr noch die eine oder andere Trainingseinheit einfällt. Wie soll ich Euch sonst meine Woche darlegen?!
Und von wegen Hirn und Gedächtnisleistung: Fast hätte ich vergessen, Blog zu schreiben. Das muss man sich mal vorstellen! Das ist natürlich auch der Grund, warum ich einen halben Tag zu spät dran bin. Naja, ich hoffe, Ihr könnt damit leben.
Das Schlimme ist, ich will gar nicht wissen, was ich in den nächsten Tagen noch alles vergesse. Klamotten und Radutensilien, die ich fürs Rennen benötige. Ersatzteile, Schuhe, Trikots, Riegel. Was wenn ich meine Startnummer vergesse, die mir noch wage mit 1732 im Hirn hin und her wabert. Oder wenn ich das Rad zu Hause lasse?! Ach, das wird nicht passieren, Anna und Fürst-Reiner sind ja dabei. Aber ein Startnummernband, das Bändchen für den Time-Chip an der Fessel oder die Schnellverschlüsse für die Laufschuhe, das alles kann schon noch leicht unter die Räder kommen, also vergessen werden. Vielleicht sollte ich mal anfangen, mir einen Zettel zu schreiben. Besser ist besser. Und in der Zwischenzeit schauen wir mal was Martin so alles angestellt hat:
"Hallo Leute!
Ja, es geht los! Hosen voll! Das die Nervosität ganz erheblich steigt, durfte ich gestern Nacht am eigenen Leib erfahren. Von 1 Uhr nachts bis morgens um 5 lag ich wach. Hellwach. Nix zu machen. Meine Gedanken kreisten immer wieder Richtung Klagenfurt. Das Kopfkino, wie es Thomas letztes Jahr so schön nannte, hat ja eigentlich nur Vorteile. So kommt man wenigstens in Stimmung und bereitet sich automatisch (wenn auch unbewusst) mental auf den Wettkampf vor. Das mich das Gedankenspiel allerdings um meinen wohl verdienten Schlaf brachte, nervte gewaltig. Zumal ich wirklich top-optimistisch bin, was unser Rennen nächsten Sonntag betrifft. Kein Grund, deswegen nicht zu schlafen. Wenn alles gut läuft, kann es ein richtig guter Tag werden. Wumms! Aber wir werden sehen.
Wie letzte Woche schon angekündigt, lief diese Woche was das Training betrifft nicht so viel. Das lag zwar auch an meiner Geschäftsreise nach England, aber nicht nur. Denn ich war vor dem Flug Montag morgen noch in die Schwimmhalle gegangen und habe, wie gewohnt, meine Intervall- und Technik-Einheit absolviert. Da ich wusste, dass ich Abends in Southampton keine Termine haben würde, hatte ich meine Laufschuhe eingepackt und bin noch eine Stunde ruhig am Meer entlang gelaufen. Schön, mal wieder richtig salzige Meerluft zu schnuppern.
Am nächsten Tag stand dann Segeln auf dem Plan. Die Sonne schien und alle an Bord liefen trotz satten fünf Windstärken barfuss an Bord rum. Ist ja auch toll, Teakdeck an den nackten Sohlen zu spüren. Ich stand am Ruder und wollte die Steuerräder wechseln, als ich ausrutschte und mir mit voller Wucht den rechten großen Zeh am Kapitänsstuhl anschlug. Im ersten Moment dachte ich, "das war’s. Kein Ironman für mich, dieses Jahr. Zeh gebrochen!"
Hat das weh getan! Richtig brutal. Mir blieb nicht anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, die Zähne zusammen zu beißen und schnell in meine warmen, schützenden Segelschuhe zu schlüpfen. Abends im Hotelzimmer war der Zeh dann auch schon schön blau und dick. Aber, alles halb so wild. Ich konnte ihn bewegen. Und in die Joggingschuhe schlüpfen und laufen ging auch. PUH! Das war knapp.
Was lernen wir daraus?! Nach acht Monaten Vorbereitung und vielen, vielen Stunden Training nie ein Risiko eingehen. Vor allen Dingen so kurz vor dem Wettkampf. Seitdem gehe ich auch nur richtig warm eingepackt (trotz 20 Grad) vor die Tür. Auf Erkältung hab’ ich nämlich auch keine Lust.
Hier mal wieder meine Woche in Zahlen:
Montag: 2600 Schwimmen, Intervalle
Montag: 57 Minuten Laufen, 10 Kilometer
Dienstag: nix
Mittwoch: 1:28 Stunden Laufen, 18 Kilometer
Donnerstag: 2600 Meter Schwimmen, Intervalle
Freitag:: 3000 Meter Schwimmen
Freitag: 53 Minuten Laufen, 11 Kilometer
Samstag: 3:20 Stunden Rad, 109 Kilometer
Sonntag: 2:15 Stunden Rad, 71 Kilometer
Training Gesamt: 11:53 Stunden
Diese Woche wird sicher nicht mehr viel passieren. Ausruhen und regenerieren ist angesagt! Am Mittwoch machen wir uns dann alle auf den Weg nach Klagenfurt.
Wir hören uns wieder nächsten Montag. Hoffentlich mit tollen Neuigkeiten. Drückt uns die Daumen. Ein bisschen Glück schadet nie.
Pa’a!
Martin"
Uiiii, das sieht nach einer ganz normalen Woche aus. Das ist ein doch nicht unerheblicher Unterschied zu meinen vergangenen sieben Tagen. Die sehen nämlich, so weit ich mich erinnere und Anna fällt auch nichts mehr ein, folgendermaßen aus:
Montag: 3800 Meter Schwimmen
Dienstag: Keine Ahnung
Mittwoch: 1:30 Stunden Laufen, 17 Kilometer
Donnerstag: ?
Freitag: 1 Stunden Laufen, 11 Kilometer
Samstag: Nichts, weiß ich genau!
Sonntag: 2:36 Stunden Rad, 78 Kilometer
Gesamt: Rund 6 Stunden.
Ja darf es wahr sein?! Aber irgendwie hat es sich so ergeben. Und ich kann denken und noch mals denken, aber da war wohl nicht mehr. Hm. Das Dumme ist darüber hinaus, dass ich mich trotzdem total müde fühle. Herrjee, das gibt es doch nicht. Aber es ist tatsächlich so, dass mir die ganze Sache in den vergangenen zwei Wochen doch recht schwer fiel. Irgendwie kam immer was dazwischen oder ich hatte einfach keine Lust. Und im Gegensatz zu Martin konnte ich mich dann anscheinend auch nicht raus quälen. Jo, so ist er der Müller. Kann man nix machen.
Was gibt es sonst: Mittlerweile habe ich fast alle Puzzle-Teilchen zusammen, so dass es doch bald los gehen kann. Angefangen beim Rad: Zwei wunderbare Zipp-Laufräder haben mich auf Leihbasis erreicht, und nachdem ich mit Normans Hilfe die Bremsbacken ausgetauscht, und darüber hinaus die Reifen noch einmal neu geklebt habe, sieht die Kiste jetzt so aus, als könne man sich damit recht flott über eine 180 Kilometer langen Radstrecke bewegen. Ob ich es kann, wird sich noch zeigen, aber am Rad wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht liegen, wenn es nicht klappen sollte.
Dann habe ich mir noch auf den letzten Drücker eine neue Tri-Pant (neudeutsch für kurze Sport hose mit dünnem Radeinsatz) gekauft. Gelandet bin ich schließlich bei Skinfit, die sehr angenehm dünnen Stoff hat. Ich hoffe morgen ist noch mal schönes Wetter, so dass ich sie für eine kurze Proberunde mit dem Rad testen kann.
Was die Oberbekleidung betrifft, so werde ich wohl mein Uralt-Shirt tragen, welches ich tatsächlich bei allen meinen Langdistanz-Rennen getragen habe. Anna meint, da stecke gute Energie und gute Erinnerungen drin – und ich meine das auch. Aah, fast vergessen – schon wieder – neue Schuhplatten muss ich noch schrauben. Wieder eines dieser vielen kleinen Puzzle-Teilchen.
Müsli-Riegel habe ich auch schon gebunkert. Wahrscheinlich werde ich mit den Outsnack ins Rennen gehen. Die haben vielleicht nicht so tolle Energiewerte wie Powerbars, aber ich finde es ziemlich gut, dass da Haferflocken drin verarbeitet sind, man also noch was zum kauen hat.
Apropos Kauen: Bitte notieren, am 15. Juli, das ist ein Mittwoch, werden wir auf dem Altonaer Balkon, das ist die Grünfläche vor dem Altonaer Rathaus mit Blick auf den Hafen, ein Post-Ironman-Grillen veranstalten. Ich bringe den Grill mit, ansonsten muss jeder für Fleisch, Würstchen und Getränke selbst sorgen. Wäre doch schön, wenn wir da eine bunte Runde aufmachen könnten. Wie gesagt: 15. Juli, sagen wir ab 18.30 Uhr.
So, was habe ich noch vergessen. Ach ja, den Renn-Live-Ticker. Maik hat in Aussicht gestellt, dass er sich darum kümmern würde, weiß aber noch nicht genau, ob er den ganzen Tag über verfügbar ist. Wir werden das noch klären. Es sollte aber möglich sein, dass Ihr über die Kommentare auf dem Laufenden gehalten werdet. Also, Sonntag nichts vornehmen – lieber Blog lesen!
Gerade rät mir mein Freund Rolando, dass ich vielleicht über Twitter den Live-Ticker abwickel. Vielleicht sollten wir das mal ausprobieren. Klickt doch mal auf www.twitter.com/paa_biz
Oje, wenn ich jetzt aufhöre zu schreiben, dann habe ich bestimmt wieder was vergessen. Aber ich muss noch ein paar Dinge wuppen, auch außerhalb des Sports, und die Zeit verfliegt.
Mein Rat: einfach den RSS-Feed abonnieren, dann seid Ihr immer auf dem Laufenden.
Aaaah, sisste wohl, fast vergessen. Habe eben Inventur gemacht. Eigentlich sollte mich diese motivieren, tatsächlich jedoch hat sie mir Angst gemacht. Hier meine Trainingsdaten für das Jahr 2009 (vom 1. Januar an bis einschließlich heute):
Geschwommen bin ich 89900 Meter. Das sind im Wochendurchschnitt 3300 Meter. Naja, das ist nicht viel, eher sogar wenig. Schwimmprofis machen das in einer Woche! Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich da immer ein wenig faul bin. Kann man nun eh nicht mehr ändern!
Rad gefahren bin ich 5257 Kilometer. Das hört sich eigentlich ganz anständig an. Es sind pro Woche 194 Kilometer. Also grob gesagt, zweimal radeln pro Woche. Ich glaube damit kann man schon einigermaßen kräftig drücken.
Jetzt kommt das was mir richtig Angst macht: Gelaufen bin ich sage und schreibe 772 Kilometer. Das sind pro Woche 28 Kilometer. Ähem. Was soll ich sagen: Jedem aus unserem Pa’a-Team hätte und habe ich mehr abverlangt. Aber irgendwie – ich denke vor allem an die Schienbeine – war nicht mehr möglich. Und jetzt, da die Dinger nicht mehr schmerzen, ist es zu spät. Sei’s drum.
Der Rucksack ist geschnürt, und mit dem was drin ist muss ich zurecht kommen. Und das werde ich auch.
Update: Hier kommt noch (nachgereicht) eine Inventur von Martin. Das hört sich in einem Satz so an:
"Bin in der Vorbereitung seit September (wobei von September bis November echt richtig wenig passiert ist) 183 Kilometer geschwommen, 5862 Kilometer Rad gefahren und 1417 Kilometer gelaufen."
Huiuiuiiii, zumindest die Lauf und Schwimmkilometer hätte ich wohl auch gerne. Aber wie gesagt, das Package ist fertig. Wie sage ich immer im Spaß und um mir selbst Mut zu machen:
Das wird ein Gemetzel! Haha.
In diesem Sinne. Bleibt dran! Das wird ein langer, harter, schmutziger Tag in Klagenfurt.
Herzlichst, Euer mathias