Freitag, 27. März 2009

Glory Days

Liebe Leute,

es ist Freitag Morgen und die Beine wummern. Keine Ahnung wie ich es zum Frühstückstisch und wieder zurück geschafft habe. Wirklich nicht. Und das schlimmste: in einer halben Stunde geht es schon wieder weiter. Die letzte Einheit wartet, noch einmal 100 oder 120 Kilometer und dann war es das für dieses Trainingslager.

Gruß an Anna Teil I: Süßes Zicklein

Vielleicht schreibe ich zum heutigen Tag später noch ein paar Zeilen. Zuerst aber werden hier die vergangenen beiden Tage aufgearbeitet.
Und zu allererst möchte ich mich da natürlich für Eure vielen Kommentare bedanken. 13 Stück, - na sagen wir zwölf, weil Marcus ja nicht 100 von 11 unterscheiden kann. Trotzdem herzlichen Glückwunsch für die Laufleistung und den zweiten Rang in der Altersklasse.

Frank – also sobald das Wetter besser wird, werde ich auch mit dem Bike in die Heimat kommen. Da sollte eigentlich eine gemeinsame Runde drin sein. Ein Slice? Ist das so eine richtige Zeitmaschine? Booorrr!

Matthias – Junge, Kopf hoch. Hier hilft Zeit Zeit und nochmal Zeit. Und in dieser Zeit Ruhe Ruhe und nochmal Ruhe. Entspann Dich. Bleib locker. Das ist das beste Mittel. Hatte nicht Daniel Unger auch mal den Pfeiffer? Versuch den doch mal im Netz anzuschreiben.

Nic – Mittagessen jederzeit. Melde Dich doch ab Montag nochmal.

Volker – Mist, hier ist nichts, aber auch rein gar nichts angekommen, obwohl ich Mails empfange. Ich drücke die Daumen fürs Knie. Physio hätte schon längst angegangen werden müssen. Wir hören übermorgen.

Und alle Anderen – seid nicht zu neidisch, denn für uns hat der Spaß ja nun auch schon wieder ein Ende. Aber heute gibt es noch mal extra viel Bericht und Bilder. Und davon sollten wir zehren. Denn, und jetzt kommt es, ab morgen soll hier das Wetter schlechter werden. Also dann hätten wir echt das perfekte Fenster gefunden.

Jetzt aber mal los mit den Erlebnissen, es waren Glory Days:
Am Mittwoch bin ich mit Björn und Antje zum Cap Formentor, während Martin sich Sa Calobra antun wollte. Kontrastprogramm könnte man das nennen. Ich zumindest bin noch nie so schön zum Cap gefahren. Denn Björn ist wohl der Erste Trainingspartner, der sich an Absprachen wie „hier fahren wir jetzt mal ganz ruhig hoch“ oder „lass doch mal die Landschaft genießen“ hält. Wirklich war. Früher, mit den Jungs aus meiner Heimat habe ich quasi immer nur den Quadratmeter vor meinem Vorderrad gesehen. Irgendwann hat immer jemand volle Pulle angegriffen und mit dem Lenker zwischen den Zähnen wurde gefahren, bis plötzlich die erste Stufe zum Café des Caps den Schwung bremste.

Apothekenpreise am Cap Formentor. Uns hat es trotzdem geschmeckt. v.l.: Antje, Björn

Dieses Mal war es ganz anders – und sehr schön. Man kann also durchaus Berge fahren, ohne sich aus dem Hemd zu schießen. Das wir uns Cap dann trotzdem (nach gerade mal 30 gefahrenen Kilometern) Kuchen, Kaffee, Baguette und Cola gönnten fällt zweifellos auch unter das Motto „man muss auch mal fünfe gerade sein lassen“.

Mir war allerdings schon klar, dass es das für den gesamten Mittwoch nicht sein könnte. Also bin ich, wieder unten in Pollenca, nach rechts Richtung Lluc abgebogen – Björn an meiner Seite. Mensch, da hat mir meine Erinnerung aber einen Streich gespielt. Ich dachte ständig „jetzt sind wir aber gleich oben“, „die Kurve noch, und dann sind wir da“, „nun kann es aber wirklich nicht mehr weit sein“. Aber Pustekuchen. Das zog sich wie Kaugummi. Wow.

Gemeinsame Pause auf dem Lluc. v.l.: Martin, Björn, Mathias

Als wir dann aber doch irgendwann oben ankamen, stand links an der Tanke unser Martin. Der war ganz schön beeindruckt und müde von Sa Calobra und ließ sich gerne zu einer weiteren Cola überreden. Gemeinsam sind wir dann den Lluc nach Selva runter. Das war mal eine sooo schöne Straße. Aber derzeit ist die Fahrbahn dort dermaßen im Eimer, dass es überhaupt keinen Spaß bringt, herunter zu fahren. In Selva geht dann links eine kleine Traumstraße ab. Herrliches Radeln mit Rückenwind und ohne Autos. Ganz wunderbar. Zu Hause war ich dann mit 121 Kilometern und 5:12 Stunden.

Björn und Mathias auf dem Heimweg

Schon am Abend wuchs in mir der Gedanke mich am Donnerstag mal etwas zu trauen. Mir schwebte eine Runde vor, die ich so noch nie gefahren bin. Und weil mich das selbst ein wenig nervös machte, wachte ich auch nachts zwischendurch auf und checkte immer wieder wie sich meine Beine anfühlten. Verrückt, wie sehr einen manche Dinge im Unterbewusstsein beschäftigen.

Wie auch immer. Plan ist Plan, und so arbeiteten mein Geist und Körper irgendwie – zumindest mental – seit der Nacht im Wettkampfmodus. Guter Fokus ist schon die halbe Miete. Also bin ich gestern Morgen – Donnerstag – um neun Uhr aufs Rad. Den Lluc hoch, quasi alleine, weil eine Stunde vor der Masse, rüber zum Abzweig des Sa Calobra, und weiter. Nein, nicht geradeaus weiter. Rechts ab, die Schlange wartete. Um 11 Uhr stand ich schon über der berühmten Strecke und knapp 15 Minuten später stand ich nach wahnsinnig schöner Abfahrt unten am Wasser. Während der Abfahrt bin ich aber schon ins Grübeln gekommen. Irgendwie hörte das Bergabfahren überhaupt nicht auf. Und, so meine Gedanken, da musste ich ja komplett wieder hoch! Oje.

Aber, – hilft ja nix. Also unten kurz die Windjacke ausgezogen und ab wieder Richtung zurück. Nach wenigen Minuten gesellte sich eine kleine spanische Fahrerin zu mir. Sie war eigentlich noch auf dem Weg nach unten, wartete aber anscheinend geradezu auf jemanden, mit dem sie hochfahren konnte. Und so sind wir dann zu zweit bergan gestiefelt. Nach anfänglichen Rhythmus-Problemen ging es dann aber doch recht ordentlich. Es müssen so ungefähr 48 Minuten gewesen sein, die ich bis oben benötigt habe. Hinten wieder runter, und am Viadukt eine Cola in der Sonne genossen.

Mathias oberhalb von Sa Calobra. Es waren so ungefähr 48/49 Minuten hoch.


Kurz darauf kam auch schon Martin, mit dem ich dort verabredet war. Und wiederum kurze Zeit später kam eine Radlerin auf uns zu, die sich als Blog-Leserin Gabriele herausstellte, die zusammen mit ihrem Freund und dessen Freund Richtung Soller unterwegs war. So klein ist die Welt.

Martin und die Soller-Bimmelbahn – schön

Mit Martin bin ich dann – nein, nicht etwa zurück gefahren, sondern – Richtung Soller weiter den Berg hinauf. In Soller haben wir uns dann aber wunderschönen Marktplatz eine Pause mit Kaffee, Kuchen, Cola und Baguette gegönnt. Sehr schön.

Da fällt das Weiterfahren schwer. Zumal mit dem Pass zum Col de Soller eine weitere Prüfung wartete. Nun hätte man diesen Berg – nach allem was ich schon in den Beinen hatte – ja auch langsam fahren können. Aber Martin meinte, es ginge gerade so gut bei ihm. Ihr könnt Euch in etwas vorstellen, was das bedeutete. Einmal Knallgas, Druck bis die Muskelfasern der Oberschenkel mit den weißen Fahnen gewunken haben. Oben – total im Eimer.

Rund 100 Kilometer hatte ich da bereits auf der Uhr. Und bis ich im Hotel war hatten sich dann 175 Kilometer und 7:09 Stunden angehäuft. Und ich kann Euch sagen, die letzten 20 Kilometer waren ungefähr gefühlte 55 lang. So, nun wisst Ihr, warum meine Beine heute wummern.

Nun muss ich nur noch heute durchhalten. Gleich geht es in ruhigem Tempo nach Sineu, wo ein erneutes Treffen mit Lunge-Norman und Dorian ansteht. Der Orient soll heute unter die Reifen kommen. Eins weiß ich jedoch, den Berg, den können sie heute alleine schnell fahren. Bei mir ist nix mehr drin. Und das hat ja auch Vorteile: Der Kaffee steht schon auf dem Tisch, wenn ich wieder bei ihnen bin. Mal sehen, die paar Zeilen texte ich dann später noch hier dran. Also bis gleich.

Radeln, Radeln, Radeln

Heia, da bin ich wieder. So, das war es jetzt. Bin heute Morgen mit Martin nach Sineu gefahren, wo ich mich mit Norman und Dorian treffen wollte. Zusammen sollte, siehe oben, der Orient dran glauben müssen. Martin hat es indes vorgezogen, alleine zu fahren. Er wollte nicht mehr als die 85 Kilometer fahren, die ihm zu seinen glorreichen 1500 Trainingslager-Kilometern noch fehlten.

By the way, während ich hier tippe, kommt er ins Zimmer und berichtet, dass bei ihm heute nun wirklich die Lichter ausgegangen seien. 8 Kilometer vor zu Hause, in Can Picafort, hatte er so riesigen Hunger, dass er im Supermarkt ein Baguette gekauft hat. Sonst, so meint er, wäre er nicht mehr bis zum Hotel gekommen. Wohl gemerkt, ganze 8 Kilometer entfernt. Heißa. Es wird halt Zeit zu packen.

So gruselig war es bei mir heute nicht. Aber als wir heute Morgen gemeinsam losfuhren, konnte man schon erheblichen (Mental-) Verschleiß bemerken. Das ist schon hoch interessant, welche Rolle der Kopf spielt. Gestern noch bin ich in den Tag gestartet, und wusste, dass mich nichts aufhalten würde, weder 175 Kilometer, noch Sa Calobra, noch über 3000 Höhenmeter. Und heute: Von Beginn an ein Genöle a la „Och, ich habe keine Lust“, „Puh, ich bin schlapp“, „müssen wir denn wirklich noch mal fahren?“ und so weiter. Und – logisch – mit jedem dieser Sätze wird man schlapper.

Cola-Orgie im Orient

Martin meinte dann kurz vor Sineu auch zu mir, dass ich das mit dem Orient doch besser sein lassen sollte. Aber ich entgegnete, dass ich mich bis dahin bestimmt wieder mental umgepolt hätte. Und ein bisschen war es auch so. Als Norman, Dorian und ich in Bunyola in den Anstieg fuhren, da war plötzlich alle Schwäche weg. Unter Volldampf bin ich da hoch. Nicht schneller als alle anderen, aber so schnell wie ich konnte. Nicht mehr und nicht weniger. Tatsächlich bekam ich nach dem Anstieg sogar ein kleines Lob von Dorian, der die ganze Zeit neben mir gefahren war, als sei das alles Kindergarten. Sehr beeindruckend! Und sehr nett, denn es hilft natürlich schon, wenn man einen Begleiter hat, während man selbst am Limit kämpft.

Orient-Orgie Teil II: v.l.: Mathias, Dorian, Norman

Nach dem Anstieg wartete dann Gott sei Dank ein Café auf uns. War das eine Orgie. Ich direkt mal eben sechs Dosen Cola für uns geholt, und noch ein Bocadillo dazu. Dorian besorgte zusätzlich noch drei Stück Mandelkuchen. Sehr sehr lecker. Die Pause tat aber auch dringend Not. Denn ich hatte schon alle mitgenommen vier Riegel verputzt, und schätzungsweise noch 40 Kilometer vor mir.

Norman hat mich dann noch ein Stück begleitet, bevor ich von Selva aus den gleichen kleinen Weg fuhr, wie gestern mit Martin. Nur habe ich mich heute gezwungen mit ein bisschen mehr Druck zu fahren. Und prompt zog es sich nicht ganz so sehr, wie am Vortag. Auf meinem Tacho stehen heute 126 Kilometer (26,9er) in 4:42 Stunden. Das war es dann auch für diese Woche. Fast 29 Stunden in fünf Einheiten. Da kann man nicht meckern. Und jetzt ist müde. Allein das Rad-Einpacken wird nachher bestimmt zum Kraftakt.

Juut, wir hören/sehen uns dann aller Voraussicht nach am Montag Abend/Dienstag Morgen wieder. Bis dahin wird zwar nicht viel passiert sein, aber eine kleine Nachlese könnte ich wohl aufschreiben.

Bis dahin. Herzlichst, Euer mathias

Gruß an Anna Teil II:

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi,

das ist schön zu lesen, dass es jetzt wieder mit dem Trainieren geklappt hat - die Trainingslagereindrücke kamen gut rüber.

Gruß, Alexander

Anonym hat gesagt…

Viele liebe Grüße aus Osnabrück - die Trainingseindrücke kommen mir veradammt bekannt vor und eine Eselfoto habe ich auch ;-)

Allerdings habe ich mir den Sa Calobra gespart... Ein Grund noch einmal auf Mallorca zu trainieren. Und bitte wieder mit diesem bombastischen Wetter!!!

Jetzt werden wieder die Regenklamotten angezogen. igitt.

Liebe Grüße von Katha (der Groupie am Flughafen in Palma *grins*)

Anonym hat gesagt…

Doch kein Blog am Montag? Schade :-(

Aber sag mal, warum hat dein Buch eigentlich immer noch ne Weihnachtsmütze auf?

Tim hat gesagt…

Wahrscheinlich, weil er keinen Osterhasen hat *g*

Ja echt schade, dass kein Blog ist :-(

Grüße