Montag, 10. November 2008

Fallen überall

Liebe Leute,

es ist wieder soweit: Montag Abend und ich tippe auf dem Sofa sitzend ein paar Zeilen.

Thema der Woche sind ganz klar Fallen. Welche Fallen? Na, diejenigen, die überall lauern, und uns vom Training abhalten. Und nicht nur vom Training. Auch von anderen Dingen, die wir erledigen sollten und wollten. Und so haben wir wieder einmal den Sport und das Training, welche letztlich auch Symbol sind für das restliche, das andere, das ganz normale Leben.

So sitze ich derzeit nicht nur auf dem Sofa, sondern auch in der Krankheitsfalle. Aber dazu später mehr.

Die vergangene Woche begann mit der Terminfalle. Eigentlich wollte ich Montagabend direkt loslegen, war motiviert, bereit. Aber kurz vor Feierabend kam noch ein dringender Termin rein, den ich wahrnehmen musste und wollte. Und so war es das dann mit einem, mit meinem furiosen Wochenstart.

Der Dienstag hingegen sah zuerst absolut Fallen-frei aus. An einen normalen Arbeitstag schloss sich ein flott geradelter Heimweg an, und an eben jenen, eine Einheit auf der Rolle. Ihr wisst schon: 1:15 Stunden. Dabei verbrannte ich rund 770 Kalorien und war richtig zufrieden. Dieses Gefühl hielt auch bis nach dem Abendbrot an, das mit einer Hühnersuppe ein deutliches Kalorienminus in meiner Abendbilanz hinterließ. So weit, so gut.

Aber dann, ja dann, tappte ich in die alt bekannte Kalorienfalle, auch Süßigkeiten- oder Leckerlifalle genannt. Und zwar tauchten plötzlich Löffelbiskuit vor mir im Schrank auf, die Anna vor nicht all zu langer Zeit aus dem Café mitgebracht hatte. Und weil sie so verführerisch lecker aussahen, machte ich mir ein großes Glas mit Kakao (auch nicht gerade kalorienarm) und legte langsam los. Schön eindippen, Kakao in den Biskuit einsaugen lassen und ab in den Schlund. War das lecker!!
Und so dauerte es nicht lange und die kleine, unauffällige, ja geradezu niedlich und ungefährlich aussehende Tüte mit Gebäck war aufgrund von völliger Leere absolut durchsichtig. Der Schock überkam mich, als ich auf die Rückseite des Behältnisses schaute. 100 Gramm, so stand dort geschrieben, wären für 492 Kalorien gut. Tatsächlich hatte ich soeben 150 Gramm verputzt.

Na, da kann ich doch demnächst direkt wieder Pommes-Currywurst-Majo essen, statt der Hühnersuppe. Verzichte ich dann auf die Kekse, kommt das locker hin.

Am Mittwochabend tappte ich dann geradewegs in die Bequemlichkeitsfalle. Ich weiß nicht wer dieses große Sofa hier gekauft hat, aber es scheint einen förmlich festzuhalten.
Besser machen wollte ich es am Donnerstag, was mir auch gelang. Rollentraining und normales Abendbrot ließen mich einen großen Bogen um jegliche hinterlistigen Gruben machen.

Der Freitag jedoch lockte mit einigen nicht absolut leistungsfördernden Dingen: Zuerst, kurz nach Mittag, der Appetit Normans auf eben das oben genannte Gericht PCM. Anschließend war natürlich an eine Radeinheit nicht mehr zu denken. Also wieder Sofa. Da ließ ich mich geradezu drauf fallen – was sonst.
Immerhin konnte ich mich noch zu einer Laufeinheit an die Elbe schleppen. Aber vorsicht, – Musikfalle. Eigentlich laufe ich ja nicht mit Stöpseln in den Ohren. Aber da ich ein wenig ängstlich war, ob sich meine Schienbeine wieder melden würden, wollte ich ruhig laufen, und hatte Lust Pink zu hören.
Gott, war das ein rumgerantze. Die ersten Lieder waren irgendwie so ruhig, dass ich fast schon zu langsam unterwegs war. Sozusagen im TGA-0 (Tiefstgrundlagenausdauertraining 0). Aber kaum war mir die Leichtigkeit des Langsamseins bewusst, da legte die amerikanische Röhre an Tempo zu ("U and Ur Hand") und ich fegte volle Kanone zurück Richtung Kapitänshäuser. Klarer Fall von Falle: Musik hilft nicht gerade, einen guten (Lauf-)Rhythmus zu finden. Immerhin, die Scheinbeine verhielten sich recht ruhig. Es gibt also Hoffnung.

Freitagabend dann die Spaß- und Alkoholfallen. Anna und ich waren mit Annika und Jens im Bistro am Winterhuder Marktplatz verabredet, und gut gelaunt wie immer, wenn wir zusammenhocken, ging es mit einigen Weizenbieren Richtung sehr später Abend, beziehungsweise früher Morgen. Nein, die Kneipe hieß nicht "Falle". Weder die Erste noch die Zweite.

Spaß- und Alkoholfalle mit Anna, Annika und Jens (v.r.)

Kein Wunder, dass ich die ersten Stunden des kommenden Tages mit Kopfschmerzen vor dem Frühstücksfernsehen verbrachte. Zumindest bis die Tabletten ihren Dienst erledigten. Danach dann rauf auf meinen gelben Renner. Aber anscheinend war ich zu anderer Zeit unterwegs als Benni (siehe Kommentar). Denn bei mir war alles grau in grau und auch nicht so richtig warm. Auf jeden Fall war sie allgegenwärtig, die Einsamkeitsfalle. Puh, die Anzahl der Radler in den Vierlanden geht von Woche zu Woche mehr zurück.

Gut nur, dass am Sonntagmorgen Norman mit mir verabredet war – früh um zehn Uhr – als es noch regnete – und nicht zu knapp. Die Regen- und Dreckfalle also. Mein rechter Fuß (keine Ahnung warum der Überschuh nichts taugte, wahrscheinlich eine Art Materialfalle) stand schon nach 500 Metern im kühlen Nass der Einlegesohle. Das bedeutete: drei Stunden Wassertreten. Eine Kneipkur ist gar nichts dagegen.

Warm und regensicher angezogen – bis auf die Überschuhe

Und dann, hier wird das Wort ja nicht ohne Grund (über-)strapaziert, klammerte sich mit dem nassen Dreck der Straße auch noch irgendein spitzes Steinchen an meinen Hinterreifen und – was sollte das nur – durchstach ihn samt Schlauch. Super, zum zweiten Mal innerhalb von 10 Tagen ein Plattfuß. Von der Windfalle, die einen auf dem platten (!) Land auskühlt, wenn man da so rumhantiert, will ich hier gar nicht anfangen.

Naja, wir haben es durchgezogen. Aber bitte soll mir kein Radfahrer, der erst um 12 Uhr losgefahren ist, vom schönen Wetter erzählen. Dann nämlich tappe ich in die Neid- und Hätte-ich-besser-wissen-sollen-falle. Hatte Norman mir morgens nicht eine SMS geschickt, in der er ob des Regens darum bat, die Radtour zeitlich nach hinten zu verlegen?! Ja, hat er. Aber ich wollte davon nichts wissen. Denn ich war am Nachmittag noch bei meinem Kollegen Carsten und seiner Familie zur Pflaumen-, Apfel- und Beerenkuchenfalle eingeladen. Schön.

Und nun sitze ich hier, dicker Kopf, dicke Nase, dicker Hals: Krank! Mist verdammter. Diese Woche beginnt also wieder mit einem Ruhetag. Und ich habe nicht den Eindruck, als bekäme ich die Kurve noch so gut wie in der vergangenen Woche, die also so aussah:

Montag: Frei
Dienstag: Rolle
Mittwoch: Frei
Donnerstag: Rolle
Freitag: 1 Stunde Laufen
Samstag: 75 Kilometer, 2:42 Stunden
Sonntag: 75 Kilometer, 3 Stunden

Macht gesamt 9:10 Stunden. Ganz okay.

Morgen habe ich im übrigen einen Termin bei einem Schulterspezialisten. Den hat mir Thorsten, Freund von unserem Lanzarote-Live-Ticker-Organisator Maik nicht nur empfohlen, er hat mir auch noch direkt binnen eines Tages einen Termin dort besorgt. Wow. Ach, fast vergessen. Maik und Thorsten haben Anna und ich am Samstagabend auf einem Grillfest bei Maik in Reinbek getroffen. Da gab es jede Menge Würstchen. Nein, ich möchte nicht über Becks- und Heinekenbierfallen sprechen. Ähem.

Konnte mich leider vor der Erkältung nicht mehr schützen: mein heißes Bad nach drei Stunden Wassertreten

So, das war es nun schon wieder für heute. Aaah, noch nicht ganz: Ih möchte noch einmal auf Maiks Kommentar bezüglich der Aerohelme eingehen. Wenn ich das in den einschlägigen Triathlonmagazinen richtig gelesen habe, dann bringen die Dinger nur was, wenn man deutlich, und tatsächlich deutlich, über 30 Km/h fährt. Wahrscheinlich müssen es sogar 40 Km/h sein. Darüber hinaus kommt ein Vorteil aber auch nur dann zustande, wenn wann den Kopf so hält, dass der Helm auch immer in der optimalen aerodynamischen Position bleibt. Guckt man aber nach unten, zur Seite, oder zu stark nach oben, dann bremst das Ding sogar.
Hier nun einige Fragen:
Welche Altersklassenathleten/innen fahren einen 40er Schnitt?
Welche Athleten/innen halten den Kopf über 5 Stunden stets ruhig?
Kurz: Wenn Ihr nicht zu den besten Bahnradfahrern der Nation gehört, oder aber zu den besten Triathleten der Welt, dann vergesst diese Helme einfach.
Es sei denn, ja es sei denn, sie gefallen Euch! Denn über Geschmack sollte man nicht streiten.

Und jedem sei es frei überlassen, in die Modefalle zu tappen!

In diesem Sinne. Herzlichst, Euer mathias

P.S: Vielleicht berichtet Ihr ja mal von ein paar Fallen, die Euch bekannt sind, und Euch vom Training beziehungsweise gutem Training abhalten.
Aber nun nicht alle Eure Partner oder Partnerinnen aufzählen. Bitte nicht!

8 Kommentare:

Tim hat gesagt…

Hey Mathias!

Da gibt es ganz einfach hier in Norddeutschland die Regenfalle, die Sturmfalle fürs Rennrad, die Rolle ist zu laut für meine Familie Falle, die Zerrungsfalle, die draußen ist es kalt Falle, die meine Freundin soll nicht aufgelistet werden Falle, ja da kenne ich so einige in letzter Zeit...
Und stell Dir mal vor bei solchen Fallen soll ich Ende Februar Marathon laufen...
Naja dafür hab ich einmal die Woche mein festes Schwimmtraining und ab morgen sogar 2 davon in der Woche, da hab ich Dir dann auf jeden Fall etwas vorraus (okay ich schwimm auch gerne, weil ich von dem Sport komme).
Ich glaub zumindestens, dass wir dich mit deinen Fallen sehr gut momentan verstehen!

Grüße
Tim

Anonym hat gesagt…

Hi Mathias,

kaum zu glauben, aber im Bergischen war das Wetter am Samstag einfach traumhaft, sonnig und recht warm für diese Jahreszeit. Da konnte mich sogar nicht die Spekulatius Falle halten :)
Ansonsten bin ich zufrieden mit meiner Woche, 2x schwimmen (!), 3x radeln und 3x laufen...
Gute Besserung und viel Erfolg mit Deiner Schulter!
Viele Grüsse Andrea

Anonym hat gesagt…

Hi Mathias,

sei doch nicht so hart mit den Aerohelm-Fahrern. Ist es nicht so, daß jeder von uns in bestimmten Bereichen versucht sein schlechtes Gewissen (durch gefühltes mangelndes Training) mit spitzenmäßigem Material zu beruhigen.
Bei den einen ist es der Carbon-Rahmen und Laufradsätze bei denen um jedes Gramm gespart wird (obwohl beim Besitzer mehr als ein paar Gramm zuviel drauf sind) beim anderen die Kompressions-Strümpfe ... - die Liste kann jeder für sich vervollständigen !

Meine größte Falle ist gerade die "Ich könnte ja auch was mit den Kindern machen" - Falle.

Schöne Grüße
Andi

Benedikt Funk hat gesagt…

Hey Matthias,
wer kennt Sie nicht, die alltäglichen Fallen. Mich erwischt dabei aber meistens die Morgen-Kann-Ich-Doch-Auch-Traininen-Falle.

Eine Frage hätte ich zu Deinem Rollentraining. Fährst du nach Puls und Trittfrequenz oder einfach was geht? Ich sitze 2 - 3 mal die Woche im Fitnessstudio auf dem Spinningrad und versuche immer um die 100 u/min zu fahren im GA1 Bereich.

Danke und Grüße
Benedikt

Anonym hat gesagt…

Hey Mathias,

heute gab es in Osnabrück (und ich glaube nicht nur hier) eine Die-Welt-geht-unter-Falle. Ich bin ja echt kein schön-Wetter-Sportler aber das ging heute morgen mal gar nicht. Es hat geschüttet und gestürmt wie ich es nur selten erlebt habe...

Zum Glück bin ich dann der Arbeitsfalle entkommen und konnte das Rollentraining beenden (übrigens auch gerne 1:15 h) bevor die Nachbarfalle zugeschnappt hat.

Fallen gibts wohl immer wieder und in die ein oder andere Falle muss man auch erstmal treten um sie kennen zu lernen. Aber du bist ja der lebende Beweis dass man nicht jede PCM Falle umschiffen muss sondern mit dem Wohlfühl-Faktor vieles wett machen kann!

In diesem Sinne werde ich auch morgen wieder frohen Mutes in die Ich-bin-sooooo-müde-Falle tappen und meine Schwimmeinheit auf den Abend verlegen....

Beste Grüße
Matthias

Anonym hat gesagt…

Hi, bin auch mal wieder da. Hat mich gefreut, wieder von euch zu hören. Und da ich heute nur aus dem Nachtdienst mit dem Rad nach Hause gefahren bin (zählen 20km, mit ca 550 Hm schon als Training?), zähle ich meine Lektüre hier einfach zu meinem Training. ;-)
Eure Beiträge zur BMW- Atacke haben mich dann auch motiviert, beim nächsten Mal, wenn mich wieder so zwei Dreckshunde anfallen (keine Entschuldigung von den Besitzern dieser unerzogenen Viecher!) meinem Unmut freien Lauf zu lassen.
Dann noch etwas ganz anderes: Ich werde kommende Woche in Hamburg bei einem Kongress weilen (naja, wird wohl hauptsächlich Urlaub sein): Kannst du mir Tipps geben, was man da machen sollte; und für eine Empfehlung für eine Laufrunde (wenn möglich mit Start am Hauptbahnhof) wäre ich dir auch sehr dankbar.
Und noch zuletzt: "Hut ab" für euren Trainingsumfang. Ich bereite mich auf den IM in Frankfurt vor, aber mehr als 7 Std. sind nach meiner "After-Marathon- Erholungspause" noch nicht drin.

Tobias

Anonym hat gesagt…

So, ich hab meine 3Stunden-Tour auf dem Rad hinter mir. Jetzt fehlt mir nur noch dein Wochen-Bericht zum Glücklichsein.

Tobias

Anonym hat gesagt…

Da bin ich wohl in der Weichei-Falle, weil ich meinem Rad das Novemberwetter nicht mehr zumuten will.
Hab stattdessen vor kurzem meine Rolle mit PC-Anschluss und einigen DVD-Strecken aufgemotzt. Der Spassfaktor ist zumindest fuer Rollentraining ziemlich hoch; Gegenwind gibt's nur vom Tischventilator. Mal sehen, ob ich auf diese Weise zu akzeptablen Radzeiten waehrend der dunklen Jahreszeit komme.

Gruss Christian.